01
Juni
2023

„Kinderfragen“

„Wir Erwachsenen glauben, dass Kind komme auf diese Welt, damit wir ihm helfen. Denn es kommt in Wirklichkeit um uns zu helfen.“ ¹      Maria Montessori

Die Begegnungen mit Kindern sind für mich immer etwas ganz besonderes. Es beeindruckt mich immer wieder, mit welcher Intensität sie die Welt wahrnehmen und offen sind für alles was sich bietet. Mit großer Neugier erkunden sie ihr Umfeld und erobern sich Stück für Stück neue Ufer. Dabei haben Kinder ihre ganz eigenen Konstruktionen, Erklärungsmodelle und Ideen zu der Welt, die sie umgibt. Sie nehmen Kleinigkeiten und Dinge wahr, die uns nicht mehr auffallen. Sie leben im Hier und Jetzt und genießen einfach. Sie lassen sich nicht unter Druck setzten von äußeren Rahmenbedingungen und können beim Tun Zeit und Raum einfach vergessen. Diese Fähigkeit geht im Laufe der Jahre zurück und Zwänge und Notwendigkeiten nehmen auch sie gefangen und in Anspruch. Wenn sie etwas nicht wissen, fragen Kinder einfach – ohne Scham und frei heraus. Manche dieser Fragen gewähren uns Einblick in die Vorstellungen der kindlichen Weltsicht. Gleichzeitig laden uns Erwachsene diese Fragen dazu ein, genauer hinzuschauen, nichts als selbstverständlich zu nehmen und (kindlich) neugierig zu hinterfragen. Es ist eine Möglichkeit, wenn man sich darauf einlassen kann, sich mit einem Thema intensiver zu beschäftigen, neue Sichtweisen zuzulassen. Kinderfragen ermöglichen es, eigenes Denken und Handeln in Frage zu stellen. Infolge einer ernsthaften Auseinandersetzung mit der Kinderfrage bietet sich die Chance auf Veränderung. Eine Veränderung im positiven Sinne – bei sich zu bleiben, sich selbst zu reflektieren, von anderen Annahmen aus neu zu (über-)denken, die Geschwindigkeit zu verringern und ein eventuelles Getrieben Sein zu stoppen. Wir alle waren einmal Kinder und verfügen über diese Ressourcen, es ist gut sich daran zu erinnern und sie im Alltag wieder mehr zu nutzen. In dieser schnellen und komplexer gewordenen Welt braucht es Kinder, die sich ihrer eigenen Stärken bewusst sind, sich geliebt und angenommen fühlen und die kindlichen Seiten leben dürfen, um eigene Antworten auf ihre Fragen (er-)finden und sich eine Position erarbeiten zu können. Auch für die Erwachsenen kann es hilfreich sein, sich darauf zu besinnen und Freude an der eigenen kindlichen Seite wieder zu entdecken.

  • Wann hatten Sie zum letzten Mal Raum und Zeit um alles um sich herum zu vergessen? Mit welchem Gefühl war diese Situation verbunden?
  • Wobei hatten sie als Kind viel Spaß?
  • Können Sie sich an eine Situation aus Ihrem Alltag erinnern, in der Sie herzhaft und lange gelacht haben?
  • Welche Frage haben Sie sich nicht getraut zu stellen? Was hat Sie davon abgehalten?
  • Welche Kinderfrage hat Sie in letzter Zeit eingeladen, die Gegebenheiten neu zu überdenken? 

    Wir wünschen Ihnen einladende Fragen und spannende Antworten.  Katrin Firmthaler-Ködel und Diana Aust

[1] Quelle: https://gloryahatty.blogspot.com/2020/02/spruch-welt-durch-kinderaugen-sehen.html