01
September
2022

„Lebensgeschenk“

„Respektiere dich selbst, respektiere andere und übernimm Verantwortung für das was du tust.“ ¹                                                                                                                                                                  Dalai Lama

Wo fange ich an und wo höre ich auf? Wo fängst du an und wo hörst du auf? Was sind meine Bedürfnisse und welche sind deine? Ich beobachte es in meinem Umfeld in einigen Fällen, dass manche Kinder wenige Chancen haben, dies für sich heraus zu finden. Sie werden nur dann gesehen und wahrgenommen, wenn sie die Wünsche ihres Gegenübers erfüllen. Und obwohl dies nicht immer ihren eigenen Bedürfnissen entspricht, machte es sie glücklich. Glücklich, weil sie nun endlich in den Blickwinkel ihrer Familie rücken. Meist halten diese Momente nicht lange an, sind für die Kinder jedoch wichtig und aufbauend und sie wollen immer mehr davon. Irgendwann verselbständigt sich dieser Wunsch und bekommt ein Eigenleben. Es ist wie eine Sucht und sie fühlen sich dem ausgeliefert. Es wird überlebenswichtig zu erspüren, wie es dem Gegenüber geht und die Kinder entwickeln dafür sensible Antennen. Ihnen ist nicht bewusst, dass durch dieses angepasste Verhalten eine Erwartung beim Gegenüber erzeugt wird und sie nicht auf Augenhöhe wahrgenommen werden, sondern eher als „Wunscherfüller“. Als ein Wesen, das keine eigenen Wünsche und Bedürfnisse hat und immer zu Diensten ist. Wenn diese Kinder dann erwachsen sind und sich mit ihrer Kindheit auseinandersetzen, kann es ein langer und teilweise schmerzhafter Prozess sein, sich dessen bewusst zu werden und auf die Suche nach den eigenen Wünschen, Erwartungen und Bedürfnissen zu gehen. Es ist ein Weg der sich lohnt. Diese Erwachsenen werden sich ihrer bewusst und können für sich einstehen. Das bedeutet auch, dass dies nicht bei allen auf Gegenliebe stößt, das ist auch nicht wichtig. Durch genug Selbstliebe werden sie frei und unabhängig und entdecken immer neue Seiten an sich. Da sie sich so annehmen können wie sie sind, ist es ihnen auch möglich, die entwickelten feinen Antennen im Sinne einer Kommunikation auf Augenhöhe mit Einfühlungsvermögen und Akzeptanz zu nutzen. Dies ist ein Geschenk aus ihrem Geworden-Sein und sie können sorgsam damit umgehen. Ihr Weg hat sie zu dem gemacht, was sie heute sind und das ist gut so.

  • Kennen Sie dieses Gefühl sich schwer abgrenzen zu können? In welchen Situationen oder bei welchen Mitmenschen nehmen Sie das bewusst wahr?
  • Wie schaffen Sie es sich klar zu positionieren? Was gibt Ihnen Kraft und Energie?
  • Was mögen Sie an sich selbst besonders? Auf welche Eigenschaft sind Sie besonders stolz?
  • Welches Lebensgeschenk haben Sie mitbekommen? Wo ist es für Sie hilfreich?

Wir wünschen Ihnen Lust und Freude daran, sich selbst zu entdecken.

Katrin Firmthaler-Ködel und Diana Aust

Monatspost September 2022

¹ Quelle: Dalai Lama Zitate (zitatezumnachdenken.com) vom 03.02.2022